Rückblick: Analoge Gestaltung, digitale Prozesse und die Schönheit von Papier
Vor etwa drei Jahren durfte ich im Rahmen von Adobe Live gemeinsam mit Melanie Daveid über ein Thema sprechen, das mir besonders am Herzen liegt: Paper Art – oder vielleicht besser gesagt Papercraft im Kontext von Motion Design. Das Video gibt’s immer noch online – und auch wenn es schon etwas her ist, hat es inhaltlich nichts an Relevanz verloren.
Damals wie heute geht es mir um die Verbindung von analogem Material und digitalem Denken. Um Präzision und Zufall. Um Konzepte, die man anfassen kann. Und um das, was entsteht, wenn man sich die Finger schmutzig macht. Hier sind meine wichtigsten Learnings und Gedanken aus dem Talk – als Rückblick und Reminder.
Die 6 wichtigsten Punkte aus dem Talk:
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Vom Digitalen zum Analogen: Meine kreative Herangehensweise
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Papercraft-Stile: Flat, Flexcut und Paper Engineering
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Prozess & Vorbereitung: Warum das Making-of so wichtig ist
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Digitale Hilfsmittel: Wie Illustrator, Photoshop und Plotter helfen
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Papercraft-Tools & Tricks für den Alltag
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Papierkunst als Verbindung von Beruf und Alltag
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1. Vom Digitalen zum Analogen. Meine kreative Herangehensweise.
Mein Einstieg in die Gestaltung begann im Digitalen – mit Photoshop und später mit After Effects. Illustration und Motion Design bildeten lange den Schwerpunkt meiner Arbeit.
Mit der Zeit habe ich begonnen, digitale Entwürfe ins Analoge zu übersetzen. Gerade in einer Zeit, in der vieles über Bildschirme läuft, wurde das Bedürfnis nach greifbarer Gestaltung immer größer. Papier bot dafür eine ideale Grundlage: Es erlaubt Zufall, Unschärfe und Materialität – Eigenschaften, die im digitalen Raum oft fehlen.
Tipp aus dem Talk:
Digitale Vorlagen können ein guter Startpunkt sein – wichtig ist, dass sie bewusst ins Analoge übersetzt werden. Es braucht keine Perfektion, sondern Charakter.
2. Papercraft-Stile: Flat, Flexcut und Paper Engineering
Im Talk unterscheide ich drei grundlegende Stile, mit denen sich Papier in Design und Animation einsetzen lässt:
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Flat: Mehrlagige Papierelemente werden plan übereinandergelegt – ähnlich einer Collage oder einem Layer-System.
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Flexcut: Flache Elemente werden durch Faltung, Wölbung oder Schatten plastisch erweitert.
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Paper Engineering: Komplexe, mechanisch gedachte Konstruktionen, bei denen sich Elemente bewegen oder ineinandergreifen.
Diese Einteilung hilft bei der methodischen Herangehensweise und ermöglicht eine gezielte Auswahl je nach Projektanforderung.
Tipp aus dem Talk:
Nicht jede Idee erfordert maximale Komplexität. Oft reicht ein gezielter Eingriff in die Form oder Tiefe, um eine starke Wirkung zu erzielen.
3. Prozess & Vorbereitung: Warum das Making-of so wichtig ist
Papercraft lebt von präziser Planung. Anders als im Digitalen gibt es kein „Undo“. Fehler bedeuten oft, ganz von vorn zu beginnen. Deshalb arbeite ich in mehreren Schritten – vom digitalen Test bis zur finalen Umsetzung.
Making-ofs und Prozessdokumentationen sind ein fester Bestandteil meiner Arbeit. Sie helfen mir bei der Reflexion, sind aber auch ein wichtiges Mittel zur Kommunikation – intern wie extern.
Tipp aus dem Talk:
Plane Schnitt- und Falzlinien digital vor. Prototypen helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen. Das Making-of ist nicht nur Beifang, sondern wertvoller Teil des Projekts.
4. Digitale Hilfsmittel: Wie Illustrator, Photoshop und Plotter helfen
Trotz des analogen Materials spielen digitale Tools eine zentrale Rolle im Workflow. Illustrator nutze ich zur Vorbereitung von Schnitt- und Falzdateien, Photoshop für Compositings und After Effects für Animationen und Stop-Motion-Integration.
Ein Plotter erleichtert die exakte und wiederholbare Umsetzung – vor allem bei komplexeren Objekten oder Serienproduktionen.
Tipp aus dem Talk:
Digitale Vorbereitung ist essenziell. Klare Trennung von Schnitt- und Falzlinien, exakte Maße und saubere Ebenenstruktur sparen später viel Zeit und Material.
5. Papercraft-Tools & Tricks für den Alltag
Effizientes Arbeiten mit Papier erfordert das richtige Werkzeug. Über die Jahre habe ich eine kompakte Grundausstattung entwickelt, die sich in fast allen Projekten bewährt hat:
- Plotter für exakte und wiederkehrende Formen. Meine Wahl: Cricut Maker
- Skalpell mit regelmäßig gewechselter Klinge. Meine Wahl: X-Acto Knife
- Schneidematte und Stahllineal
- Weißleim mit transparenter Trocknung. Meine Wahl: UHU Bastelkleber
- Pinzetten (klassisch und gegendrückend). Meine Wahl: Cricut Entgitter-Werkzeug
- Tesa-Tack, Clips, Magnetlösungen
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Sortierboxen für Einzelteile
Tipp aus dem Talk:
Ein scharfes Skalpell und saubere Schnitte sind essenziell. Kleinere Werkzeuge wie Magnetclips oder Klebehilfen sparen Zeit – besonders bei komplexeren Modellen.
6. Papierkunst als Verbindung von Beruf und Alltag
Papercraft beschränkt sich für mich nicht auf kommerzielle Projekte. Viele Ideen entstehen im Alltag – in Form von Prototypen, Geschenken oder freien Arbeiten. Die Arbeit mit Papier ermöglicht eine intuitive Herangehensweise, die sowohl konzeptionelle als auch haptische Qualitäten vereint.
Tipp aus dem Talk:
Leg dir eine Material- und Ideenkiste an. Alles, was dich haptisch inspiriert, kommt rein – Probereste, Fundstücke, Tests. So entstehen oft ganz neue Ansätze.
Fazit
Papercraft ist für mich mehr als nur eine hübsche Technik. Es ist eine Brücke zwischen digitalem Konzept und analoger Wirkung. Der Talk mit Melanie hat mir damals geholfen, diesen Zugang zu zeigen – und viele spannende Fragen aus der Community mitzunehmen.
Wenn du selbst mit Papercraft experimentierst oder Fragen zum Workflow hast – meld dich gern. Ich freu mich immer über Austausch.
Quelle:
Zum Talk auf YouTube – „Tipps und Tricks für Paper Art mit David Oerter und Melanie Daveid“